England/Wales

08.06. Pausentag Shrewsbury

Katrin: Dienstagmorgen spürte ich noch im Halbschlaf eine merkwürdige Bewegung unter meiner Hand - unter der Zeltplane. Lurch Für ein Kaninchen eigentlich zu klein, aber für einen Käfer viel zu groß. Als mir das bewußt wurde, bin ich mit einem Quietschen aufgesprungen. Sigi mir nach (einschließlich Quietschen), obwohl (oder weil?) er nicht wußte, was los war.

Es war gar nicht so einfach, die Kröte davon zu überzeugen, das Vorzelt zu verlassen. Schließlich habe ich mir eine Plastiktüte über die Hand gezogen und sie mir damit geschnappt. Ich wollte doch keinen Krötenbrei unter dem Zelt. Sie war ausgesprochen lethargisch und ließ sich ohne Probleme in die angrenzende hohe Graskante abschieben.

Nach einem ausgiebigen Frühstück auf dem kaninchenverseuchten Rasen (sind ja ganz niedlich die Viecher, aber nicht, wenn man neben ihren Häufchen frühstückt) sind wir mit dem P&R Bus nach Shrewsbury gefahren.

Kein besonders interessanter Ort. Von dem Bruder-Cadfael-Shrewsbury ist nicht mehr so viel übrig. OK, ein paar extrem schnörkelige Fachwerkhäuser und eine alte Sandsteinmarkthalle gibt es dort, aber sehr verstreut. Ansonsten sieht man nur viele kleine Backsteinhäuser mit teilweise klassischen alten Schaufensterfassaden, aber vieles ist sehr rümpelig und langweilig, auch wenn hinter den Backsteinfassaden wohl oft noch alte Fachwerkhäuser versteckt sind.

Vor allem gab es außerhalb der Fußgängerzonen zu schmale Fußwege und zu viel Verkehr. Wir haben uns erstmal, mit diversen Zwischenstops in Wanderläden, auf die Suche nach einem Fahrradladen gemacht. Dort haben wir dann statt zweier schwerer neuer Mäntel ein neongrünes Glibberband erworben, das den gleichen Effekt wie ein stabilerer Mantel haben soll, wenn man es in den schlappen Anhängermantel legt. Teuer! Sogar etwas teurer als die schweren Mäntel, die der Radladen vorrätig hatte. Sie sollen allerdings sehr begehrt bei Rollstuhlfahrern sein, die ohne diese Bänder auch öfter Probleme mit Platten haben.

Ein ziemlich vollgestopfter Radladen war das, in einem schmalen Haus. Von außen war es aus Backstein, von innen allerdings voller Balken. Eine dreiviertellange Radhose ohne Träger für Sigi, dem doch ohne lange Radhose manchmal kalt war, hatten sie nicht da.

Das erledigt haben wir uns auf den Weg gemacht, ein Buch über Lôn Las Cymru zu suchen, das wir schon vorher in keiner Buchhandlung finden konnten. Diesmal auch wieder nicht. Weder die Touri-Info noch die zahlreichen Bookshops und Outdoorshops, in denen wir gewesen sind, konnten uns weiterhelfen. Es schien überhaupt niemand je von diesem Weg gehört zu haben, außer einer Buchhandlung, die immerhin Karten dazu anbot. Zumindest für die Touri-Info finde ich das ziemlich erstaunlich. So weit ist Wales doch nicht mehr weg, und es gehört schließlich zum gleichen Staat. Naja, die Engländer oder Waliser sehen das vielleicht anders.

Um die Touri-Info herum traten die Fachwerkhäuser dann wenigstens etwas gehäufter auf, wenn auch keineswegs in Unmengen,Fachwerk und es gab ein paar nette schmale Gassen. Kurz vor der Info hatten wir in einer Seitenstraße zufällig ein "gesundes Restaurant" (=bio/vegetarisch) entdeckt, wo es dann Mittagessen gab: Gemüselasagne und Ziegenkäse-Paprika-Quiche mit Bulghur-Salat.

Außerdem haben wir noch zwei Kirchen besichtigt: St. Quads, eine Rundkirche mit schönen klaren Linien im Innern und St. Mary, die einzige erhaltene mittelalterliche Kirche der Stadt. Dort hatten sie ein enorm großes buntes Fenster über dem Altar und ein interessantes kleines Fenster, das teilweise aus einem Mosaik aus alten bis sehr alten Fensterglasbruchstücken bestand. Von weiter weg sah es nicht so besonders aus, aber aus der Nähe konnte man verschiedene Muster auf den einzelnen Bruchstücken erkennen, die wohl zum Teil vorher Kleiderfalten u.ä. dargestellt hatten. Dann gab es noch ein Fenster aus einer Kirche in Trier, die Ende des 18. Jhdts abgerissen wurde. Wie das wohl dorthin gekommen ist? Zwei Bruchstücke von Grabsteinen aus dem 10. Jhdt. mit Teilen von Keltischen Kreuzen waren ebenfalls erhalten.

Die flache Holzdecke der Kirche war sehr schön. Dunkles Holz mit regelmäßig gekreuzten Balken und Verzierungen. Jemand hatte, extra damit man die Holzdecke ohne Halsstarre bewundern konnte, einen Spiegel auf einen Tisch gelegt. Clever.

Nachtrag: Auf dem Campingplatz wurden wir in der Adult Only Area einquartiert. Na sowas. War aber harmloser als es klingt: Es war kein FKK-Bereich oder sowas, sondern wohl nur für Leute, die keine Kinder mögen.

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